Roter Haubarg zuletzt geändert am 04.07.2007
[Ein Foto des Roten Haubargs] Der Rote Haubarg ist der berühmteste der Haubarge, jener für Eiderstedt charakteristsichen Sonderform des Bauernhofes, bei dem sämtliche Hofgebäude unter einem Dach zusammengefasst sind. Und das Dach ist auch das eindrucksvollste an einem Haubarg: mehr als zehn Meter hoch können sich die reetgedeckten Pyramiden über dem eigentlichen Haus in die Höhe erheben.
Der Rote Haubarg wird heute als Restaurant genutzt, an seine Vergangenheit als Bauernhaus erinnert aber noch ein kleines, liebevoll eingerichtetes Museum im ehemaligen Stall- und Scheunenbereich. Der Eintritt ist übrigens frei.
Zum Roten Haubarg kommt Ihr, wenn Ihr in Husum Richtung Südhafen fahrt und dann hinter der Eisenbahnunterführung rechts Richtung Simonsberg abbiegt. Hinter Simonsberg (erst müsst Ihr auf den Deich rauf, dann nach vierhundert Metern links wieder runter) könnt Ihr den Roten Haubarg dann schon rechts liegen sehen, die Zufahrt kommt dann nach ca. 500 Metern hinter der nächsten Rechtskurve.
Erbaut worden sein soll der Rote Haubarg übrigens vom Teufel höchstpersönlich - es war einer jener Deals, die in einem unbesonnenen Moment per Handschlag besiegelt werden und die man spätestens nach fünf Minuten bitter bereut. Hier ist die Geschichte:
Ein (armer) junger Mann hatte sich in die (schöne) Tochter eines (natürlich reichen) Bauern (andere Quellen sagen: Schmied) verliebt (und sie sich auch in ihn).
Der Bauer/Schmied, der keine Lust hatte seine Tochter an einen armen Schlucker abzugeben, machte sein Einverständniss zur Heirat von einer Bedingung abhängig: der zukünftige Schwiegersohn mußte in nur einer Nacht ein standesgemäßes Haus bauen.
In seiner Verzweiflung ob dieser unmenschlichen Aufgabe wandte sich der junge Mann an den Teufel (oder der Teufel erkannte die Möglichkeiten die sich da auftaten und wandte sich an den jungen Mann - ist ja auch egal, das war damals, heute ist das alles viel schwieriger geworden, so mit Bauanträgen und so) und bot ihm einen Geschäft an: wenn der Teufel bis zum Morgengrauen das Haus fertig haben würde, dann würde er im Gegenzug dafür die Seele des jungen Mannes erhalten (heutzutage muß man bar bezahlen - und von fertig in einer Nacht kann schon gar keine Rede sein).
Der junge Mann machte sich Anfangs keine allzu großen Sorgen - er kalkulierte, daß auch der Teufel nicht mehr als den Rohbau schaffen würde. Der, so hoffter er, würde seinem zukünftigen Schwiegervater aber wohl genügen. Nun legte der Teufel allerdings ein ziemliches Tempo vor; innerhalb kürzester Zeit lag das Fundament; die Maueren schossen in die Höhe wie Pilze nach einem Herbstregen und als der Teufel anfing, das Dach einzudecken, begann sich der junge Mann ernsthafte Sorgen zu machen. Die Nacht begann dem Morgen zu weichen und es fehlte nicht mehr viel: dem Teufel die Fenster und dem jungen Mann das Gekrähe eines Hahnes, der den Morgen ankündigte.
Da hatte der junge Mann plötzlich eine Idee: während der Teufel bereits dabei war die Fenster einzusetzen lief er in Windeseile zum nächsten Bauern, "lieh" sich dort einen Hahn und lief wieder zurück. Außer Sichtweite des Teufels zwickte er dann den Hahn, der prompt anfing zu krähen.
Der junge Mann ließ den Hahn frei und schlenderte zum Teufel herüber. "Tja", sagte er, "dat mit de Seel ward ja nu wohl nix." "Wieso?" fragte der Teufel, "Das Haus steht doch!" "Nix, da", sagte der junge Mann, "dat letzte Fenster is ja noch nich drin. So kann ich meine Verlobte ja wohl kaum einziehen lassen." Der Teufel versuchte es erst mit Schmeicheleien, dann mit Drohungen, aber der junge Mann erwiederte nur, der Teufel könne ihn mal an die Füße fassen. Worauf der Teufel schließlich einsah, daß er geschlagen worden war und sich verzog, während der junge Mann zu seinem zukünftigen Schwiegervater ging, um ihm die Vollendung des Baues zu berichten. Der reiche Bauer konnte das nun überhaupt nicht glauben, als er aber das fast fertige Haus (wenn auch noch ein Fenster fehlte) sah, mußte er wohl oder übel zu seinem Wort stehen.
Und so heiratete der junge Mann die schöne Bauerstochter und zusammen lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende. Oder so ähnlich.
Die letzte Scheibe aber fehlt im Fenster noch heute, und so oft man auch versucht hat sie einzusetzen, so oft zerbrach sie in der Nacht wieder.
Auf Plattdeutsch könnt Ihr die Sage übrigens unter [1] nachlesen.
Ein Panoramafoto vom Roten Haubarg findet Ihr unter [2] und die offizielle Internetseite des Roten Haubargs schließlich ist [3].